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4.11.2010 MainPost "Kommentar der IGT"

FRAUENLAND
Trautenauer Straße: „Wollen nicht für Fehler der Stadt zahlen“
Initiative wird jetzt erst recht weiterkämpfen und hofft auf die Rechtsprechung
Ein Brief von 2008 an die Stadtverwaltung, in dem die Initiative selbst das Fällen der 171-Bäume-Allee in der Trautenauer Straße fordert (wir berichteten), die sie jetzt so vehement retten will, hat auch kampfbereite Anlieger geschockt.

Verstehen könne man das nur aus der Chronologie der Auseinandersetzung mit der Stadt, sagten jetzt Herbert Stapff und Franz Josef Erb in einem Gespräch mit dieser Zeitung, wo sie die Möglichkeit eines Missverständnisses einräumten. Das ändere aber nichts an der Tatsache, dass die Anwohner nicht für die Fehler der Stadt zahlen wollen. Die hat jedenfalls die falschen Bäume gepflanzt, die die Rad- und Gehwege mit ihrem Wurzelwerk zerstört haben.


Fehler bei der Baumpflanzung

Dazu wird auf ein ziemlich eindeutiges Baumgutachten des Sachverständigenbüros Roland Dengler aus dem Jahr 2009 verwiesen, das die Stadt selbst in Auftrag gegeben hat. Dabei geht es um die Robinie, die mit 113 Exemplaren Hauptbaumart der Allee in der Trautenauer Straße mit 174 Bäumen ist. Nachdem schon zuvor Ebereschen nicht standortgemäß seien, weist das Gutachten nach, dass der undurchdringliche Untergrund aus Mergel nicht für diesen Baum taugt und zumindest eine umfangreichere Standortvorbereitung hätte vorgenommen werden müssen. Wegen der mangelhaften Bodenvorbereitung haben sich die Wurzeln nach oben gebildet und die Schäden im Rad- und Gehwegebereich hervorgerufen. Bei einer Wegesanierung müssten wichtige Wurzeln gekappt werden, was sowohl die Standfestigkeit der Bäume, als auch ihre Überlebenschance erheblich verringert.

Eine solche Situation war auch nach Aussagen von Erb und Stapff der Ausgangspunkt der ersten Gespräche zwischen Anwohnern und Stadt im Frühjahr 2008. Ein Unfall mit einem Kind aufgrund der Wurzelschäden sei wohl auch der Auslöser gewesen. Die Stadt stellte damals teure Verfahren der Wurzelsanierung vor, die allerdings noch nicht erprobt seien, also unter Umständen auch nicht funktionieren könnten. Auf solche Abenteuer habe man sich aber nicht einlassen wollen, um nicht am Ende zweimal zu bezahlen. Aus dieser Angst heraus rühre die Aussage, lieber die Bäume fällen zu lassen und neue zu pflanzen. Das sei heute natürlich irreführend, räumen Stapff und Erb ein. Man habe damit auch auch nicht die ganze Allee gemeint.

Sie können auch nachweisen, dass sie nichts verschwiegen hatten. Der Brief ist auch heute noch neben allen anderen schriftlichen Vorgängen auf der Homepage der Initiative Trautenauer Straße zu finden und wurde nicht gelöscht. Nachdem sich die Angelegenheit weiter entwickelt hat, habe man an den Brief, der in einem anderen Zusammenhang gesehen werden müsse, auch gar nicht mehr gedacht: „Der Brief ist überholt.“ Aber damit wolle uns die Stadt jetzt als „Baumkiller“ hinstellen, klagen Stapff und Erb.

Weiterentwickelt hat sich nach Meinung der Akteure vor allem die Kostensituation. Plötzlich sei eine Sanierung des ganzen Straßenraums draus geworden und es stand die Summe von 1,7 Millionen im Raum, die zum größten Teil auf die Anlieger umgelegt werden soll. Gegen Reparaturkosten könne man nichts sagen. Die hat die Initiative im Rahmen einer „Sparsanierung“ auf 700 000 Euro berechnet. Die Stadt habe aber bis heute nicht gesagt, wofür die weitere Million verwendet werde. In ihrem Ärger verweisen die Anlieger der Trautenauer Straße dann immer wieder auf Oberbürgermeister Rosenthal zitiert, der bei der Bürgerversammlung am 22. April 2010 gesagt haben soll: „Sie haben uns gewählt. Wir entscheiden jetzt. Und wenn Ihnen das nicht passt, wählen Sie in vier Jahren andere“.
Hoffnung: „Wentorfer Initiative“

Nicht zuletzt deshalb will die Initiative weiter streiten: für die Bäume und gegen die hohen Kosten. Schließlich sei es nicht ehrenrührig, auf das Geld hinzuweisen, wenn die Stadt die Fehler gemacht hat. Zwar hat der Stadtrat bei seiner Beschlussfassung für den Ausbau der Trautenauer Straße zuletzt auf eine Reihe von Gerichtsurteilen berufen, wonach die Anwohnerbeteiligung an den Kosten einer Straßensanierung bis zu 65 Prozent legitim ist. Doch jetzt bauen die Initiatoren an der Trautenauer Straße auf die „Wentorfer Initiative“. Wentorf ist eine Gemeinde bei Hamburg. Dort geht man jetzt für eine „faire Straßenbaufinanzierung“ vor das Bundesverwaltungsgericht – und sieht gute Aussicht auf Erfolg. Der Streit geht darum, wie relevant es bei der Kostenverteilung ist, wer eine Straße nutzt. Man will gegen die „Legalisierung der Willkür“ von Verwaltungen bei Straßenbaumaßnahmen kämpfen. Vor dem Hintergrund empfiehlt die Initiative Trautenauer Straße Zahlungen nur unter Vorbehalt und mit Widerspruchsrecht zu leisten.
Ärger in Randersackerer Straße

Auch beim Ausbau der Randersackerer Straße hat es inzwischen Ärger gegeben. Dort sind die ersten Zahlungsbescheide bei den Hauseigentümern eingetroffen. Auch da ist von 25 000 Euro und mehr die Rede. Einige Eigentümer wollen das nicht hinnehmen, weil sie an das Versprechen der Stadt, hier werde eine Wohnstraße entstehen, nicht glauben.

Mit der Trautenauer Straße wird sich der Stadtrat wohl erneut befassen. Inzwischen liegen zwei Anträge aus den Fraktionen zu dem Thema vor. Die Würzburger Liste fordert (wie berichtet) eine Handlungspause von drei Jahren. Die Grünen wollen jetzt darüber reden, zwar die Straßensanierung durchzuführen, aber nur wirklich kranke Bäume auszutauschen und andere bei hinreichender Aussicht auf Überleben entsprechend zu behandeln.
Von unserem Redaktionsmitglied Richard Wust